Epirus

Epirus
Epi|rus; Epirus':
westgriechische Landschaft.

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Epirus,
 
neugriechisch Ịpiros, Region im Nordwesten Griechenlands, mit 9 203 km2 und 339 700 Einwohner; vier Verwaltungsbezirke (Arta, Thesprotia, Ioannina, Prevesa). Die Planungsregion Epirus umfasst auch die vor der Küste liegenden Inseln mit. Als historisches Gebiet umfasst Epirus auch Gebietsteile des heutigen Albanien. Epirus wird von vier parallel zur Küste verlaufenden, aus Kalksteinen und Flysch aufgebauten Gebirgsketten durchzogen; höchste Erhebung ist der Smolikas (2 637 m über dem Meeresspiegel) im Pindos. Von den wasserreichen Flüssen (hohe Niederschläge) brechen Thyamis und Acheron zur Westküste durch, Luros und Arachthos ergießen sich in den Ambrak. Golf; der Aoos fließt durch Albanien (dort als Vjosë); das Becken von Ioannina mit seinem See ist oberirdisch abflusslos. Die Küste ist hafenarm; Prevesa und Igumenitsa sind v. a. Fährhäfen im Küstenverkehr und nach Italien. Im Schnittpunkt des West-Ost- und Nord-Süd-Verkehrs liegt Ioannina, der wirtschaftliche Mittelpunkt von Epirus. Die Region besitzt keinen Eisenbahnanschluss und gehört zu den wirtschaftlich am wenigsten entwickelten Regionen Griechenlands; hohe Gastarbeiterwanderung in den 60er- und 70er-Jahren nach Deutschland, Abwanderung nach Athen. Wichtigste Anbaufrüchte sind Mais, Baumwolle, Futterfrüchte, Agrumen, Obst und Oliven, v. a. in den Schwemmlandebenen der Flüsse. Fernweidewirtschaft in den Gebirgen (Aromunen).
 
 
Der Name Epeiros (»Festland«) stammt von den griechischen Bewohnern der gegenüberliegenden Ionischen Inseln, für die das Festland wegen seiner mit Illyrern vermischten Bevölkerung als halbbarbarisch galt. Korinth. Stadtgründungen (so im 7. Jahrhundert v. Chr. Ambrakia, das spätere Arta) förderten den um 1000 v. Chr. einsetzenden Hellenisierungsprozess. Schon Homer kannte das berühmte Zeusorakel in Dodona. Im 4. Jahrhundert v. Chr. entstand ein Bund der epirotischen Stämme (Thesproter, Chaoner, Molosser u. a.) unter Führung der Molosser. Deren König Pyrrhos I. (306-302, 297-272 v. Chr.) vereinigte alle Stämme unter seiner Oberherrschaft und machte Ambrakia zu seiner Residenz. Nach dem Sturz des molossischen Königtums (234/233 v. Chr.) bildete Epirus einen republikanischen Bundesstaat. Nach dem Sieg der Römer über den letzten makedonischen König, Perseus (168 v. Chr.), wurde das mit Makedonien verbündete Epirus verwüstet, seine Bevölkerung großenteils versklavt. Seit 148 v. Chr. gehörte Epirus zur römischen Provinz Makedonien. Octavian, der spätere Kaiser Augustus, gründete nach seinem Sieg über Antonius bei Aktium (31 v. Chr.) am Golf von Ambrakia die »Siegesstadt« Nikopolis. Seit 27 v. Chr. Teil der Provinz Achaea (Achaia), erhielt Epirus 67 n. Chr. den Status einer selbstständigen Provinz. Von dieser wurde im Zuge der diokletianischen Reichsreform um 300 das spätere Albanien als Epirus nova (»Neuepirus«) abgetrennt. Hauptstadt des restlichen Epirus vetus (»Altepirus«) wurde Nikopolis. Seit dem 7. Jahrhundert drangen in Epirus die Slawen vor. Im 9. Jahrhundert wurde Epirus vetus zum Thema Nikopolis des Byzantinischen Reiches, Epirus nova zum Thema Dyrrhachion. Nach dem Ende des 4. Kreuzzuges (1204) ein selbstständiger Staat (informell Despotat Epirus genannt, Hauptstadt Arta), umfasste Epirus ein Gebiet, das von Dyrrhachion (heute Durrës) bis Naupaktos reichte und Korfu einschloss, zeitweise auch Thessalonike (Saloniki). 1258 fielen die wichtigsten nordepriotischen Städte an den Staufer Manfred von Sizilien, später an die Anjou von Neapel. 1348 kam Epirus an Serbien, unter dessen Herrschaft sich Albaner im Westen und Norden ansiedelten. Im 15. Jahrhundert bildete das restliche Epirus, bevor es von den Osmanen erobert wurde, ein unabhängiges Fürstentum, der Westen blieb unter albanischer Herrschaft. 1834 und mit geringen Korrekturen 1884 kam der Südosten von Epirus an Griechenland, der größte Teil jedoch erst während des Ersten Balkankrieges 1912. Die Gründung des selbständigen albanischen Staates (1912/13) verschärfte den Konflikt um Nordepirus, der durch Interventionen der Großmächte (1913 Festlegung der albanischen Grenze) und des Völkerbundes (1923) zugunsten Albaniens entschieden wurde. Die Aufteilung von Epirus unter Griechenland und Albanien führte zur Bildung nationaler Minderheiten in beiden Staaten und in den 90er-Jahren wieder zu griechisch-albanischen Spannungen (Forderung griechischer Nationalisten, das im südlichen Albanien gelegene und von Griechen besiedelte Nordepirus an Griechenland anzuschließen).
 
 
S. I. Oost: Roman policy in E. and Acarnania in the age of the Roman conquest of Greece (Dallas, Tex., 1954);
 D. M. Nicol: The despotate of Epiros (Oxford 1957);
 D. M. Nicol: The Despotate of Epiros 1267-1479 (Cambridge 1984);
 N. G. L. Hammond: E. The geography, the ancient remains, the history and the topography of E. and adjacent areas (Oxford 1967);
 P. Cabanes: L'Épire de la mort de Pyrrhos à la conquête romaine, 272-167 av. J. C. (Paris 1976).
 

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Epi|rus; Epirus': westgriechische Landschaft.

Universal-Lexikon. 2012.

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